Agoraphobie / Soziale Phobie / Spezifische Phobie

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sdAllgemeine Informationen

  • Unter Phobien versteht man eine Gruppe von Störungen, bei der Angst ausschließlich oder überwiegend durch eindeutig definierte, eigentlich ungefährliche Situationen hervorgerufen wird. Neben der emotionalen Komponente, erleben Betroffene charakteristische körperliche Symptome und vermeiden angstauslösende Stimuli/Situationen. Zusätzliche Kennzeichen sind die Angst vor Kontrollverlust und erzeugte Erwartungsangst.
  • Agoraphobie: Anhaltende Furcht vor Situationen oder Orten, aus denen eine Flucht schwierig erscheint (z. B. Menschenmengen oder öffentliche Verkehrsmittel), die infolgedessen zumeist vermieden werden, was zu weiteren Einschränkungen in der Lebensqualität führt.
  • Soziale Phobie: Starke Angst vor bzw. in sozialen Situationen. Diese werden entweder vermieden oder durch starke Sicherheitsverhaltensweisen erträglich zu machen versucht.
  • Spezifische Phobie: Starke Angst vor bestimmtem Objekt/konkreter Situation, wobei je nach Art eine Unterteilung in einen Tier-Typ (z. B. Spinnen), Naturgewalten-Typ (z. B. Sturm), Blut-Injektions-Verletzungs-Typ, situativen Typ (z. B. Fahrstuhl) sowie anderen Typen vorgenommen werden kann. Eine Behandlung ist dann indiziert, wenn aufgrund von Vermeidungstendenzen eindeutige Lebenseinschränkungen bei den Betroffenen entstehen.



sdAuftretenshäufigkeiten

  • Bei Frauen stellen Angststörungen die häufigste, bei Männern die zweithäufigste psychische Erkrankung dar, wobei hierunter auch die nachfolgend dargestellten Störungsbilder der Panikstörung sowie Generalisierten Angststörung gezählt werden. Das Lebenszeitrisiko, an einer Form einer phobischen Störung zu erkranken, liegt bei ca. 10-15%, andere Schätzungen gehen von höheren Zahlen aus.
  • Die Spezifische Phobie ist mit einer Lebenszeitprävalenz von 12,5% unter den Phobien die häufigste, die Soziale Phobie weist ein Lebenszeitrisiko von 12%, die Agoraphobie von 5% auf (Voderholzer & Hohagen, 2018).



sdTherapiebausteine

  • Eine Vielzahl von Studien konnte nachweisen, dass die unterschiedlichen Formen phobischer Störungsbilder mit einer Verhaltenstherapie gut behandelbar sind.
  • Zu Beginn der Therapie erfolgt die Anamnese des Krankheitsverlaufs, eine detaillierte Exploration der Symptomatik und die Identifikation möglicher auslösender und aufrechterhaltender Faktoren. Hieraus abgeleitet wird ein individuelles Störungsmodell erarbeitet und störungsspezifisches Wissen vermittelt.
  • Aufbau einer adäquaten Tagesstruktur und positiver Aktivitäten unter Berücksichtigung der individuellen Ressourcen, mit dem Ziel einer positiven Verstärkerbilanz mithilfe von ressourcenorientierten Techniken, Verstärkerlisten und Wochenplänen.
  • Veränderung der dysfunktionalen Grundannahmen (bezüglich der eigenen Person, der Umwelt sowie der Zukunft) mittels kognitiver Umstrukturierung/sokratischem Dialog.

  • Zentraler Therapiebaustein: Exposition mit der jeweiligen angstauslösenden Situation. Hierbei wird zumeist hierarchisch vorgegangen, sprich die Schwierigkeit innerhalb des konfrontativen Vorgehens kontinuierlich gesteigert. Gleichzeitig wird ein Abbau des Sicherheits-/Vermeidungsverhaltens angestrebt.
  • Etablierung von Entspannungs- und Achtsamkeitsverfahren zur Verbesserung der Regeneration, wie etwa mittels Progressiver Muskelrelaxation (nach Jacobson) oder MBCT-Elementen (Mindfulness Based Cognitive Therapy; Teasdale et al., 2000).
  • Emotionsaktivierendes Arbeiten zur besseren Identifikation und Regulation diverser Emotionen (Selbstbeobachtung, Arbeit mit dem leeren Stuhl, Focusing, Imaginationsübungen), bei Bedarf Integration schmematherapeutischer Elemente.

  • Stärkung der sozialen Fähigkeiten mittels sozialem Kompetenztraining, in diesem Zusammenhang Einsatz von Situationsanalysen, kurzen Rollenspielen und einer Übertragung in den Alltag. Dieser Therapiebaustein ist insbesondere bei der sozialen Phobie ein zentraler, kann jedoch auch bei den anderen phobischen Störungsbildern von Relevant sein.



Anmerkung: Bei den Darstellungen der Störungsbilder handelt es sich um Kurzbeschreibungen, die lediglich einen ersten Eindruck vermitteln sollen und der Komplexität der jeweiligen psychischen Störung sicherlich nicht ganz gerecht werden kann. Bei weiterem Interesse verweisen wir daher auf detailliertere Ausführungen, bspw. auf der Seite des "Aktionsbündnis Seelische Gesundheit". Genaue Diagnosekriterien in Form der ICD-10 finden Sie hier. Zudem möchten wir nachdrücklich die Empfehlung aussprechen, bei einer Identifikation mit der beschriebenen Symptomatik möglichst zeitnah einen Arzt oder Psychologischen Psychotherapeuten aufzusuchen, der eine Diagnose stellen, Sie beraten und Ihnen eine passende Behandlung zukommen lassen kann. Sollten Sie weitere Fragen haben, nutzen Sie gerne unser Kontaktformular.