Abhängigkeitserkrankungen

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sdAllgemeine Informationen

  • Von einer (substanzgebundenen) Abhängigkeit spricht man, wenn ein wiederholter Substanzgebrauch zu Verhaltensveränderungen sowie bestimmten kognitiven/psychischen und körperlichen Auswirkungen führt (s.u.). Alternativ kann ein Konsum psychotroper Substanzen, der zumindest allgemein zu Gesundheitsschädigungen führt, als sogenannter "schädlicher Gebrauch" diagnostisch eingeordnet werden. Bei beiden Diagnosen ist eine Behandlung in der Regel indiziert und sinnvoll.
  • Wenn drei oder mehr der folgenden Kriterien zusammen mindestens einen Monat lang bestanden haben, kann von einem Abhängigkeitssyndrom ausgegangen werden (Dilling, Mombour & Schmidt, 2015):
  1. Ein starkes Verlangen ("Craving") oder eine Art Zwang, die Substanz zu konsumieren.
  2. Verminderte Kontrolle über den Substanzgebrauch, d.h. über Beginn, Beendigung oder die Menge des Konsums, deutlich daran, das mehr von der Substanz konsumiert wird oder über einen längeren Zeitraum als geplant und an erfolglosen Versuchen oder dem anhaltenden Wunsch, den Substanzkonsum zu verringern oder zu kontrollieren.
  3. Ein körperliches Entzugssyndrom, wenn die Substanz reduziert oder abgesetzt wird, mit den für die Substanz typischen Entzugssymptomen oder auch nachweisbar durch den Gebrauch derselben oder einer sehr ähnlichen Substanz, um Entzugssymptome zu mildern oder zu vermeiden.
  4. Toleranzentwicklung gegenüber den Substanzeffekten. Für eine Intoxikation oder um den gewünschten Effekt zu erreichen, müssen größere Mengen der Substanz konsumiert werden, oder es treten bei Konsum derselben Menge deutlich geringere Effekte auf.
  5. Einengung auf den Substanzgebrauch, deutlich an der Aufgabe oder Vernachlässigung anderer wichtiger Vergnügen oder Interessensbereiche wegen des Substanzgebrauchs; oder es wird viel Zeit darauf verwandt, die Substanz zu bekommen, zu konsumieren oder sich davon zu erholen.
  6. Anhaltender Substanzgebrauch trotz eindeutiger schädlicher Folgen, deutlich an dem fortgesetzten Gebrauch, obwohl der Betroffene sich über die Art und das Ausmaß des Schadens bewusst war oder hätte bewusst sein können.



sdAuftretenshäufigkeiten

  • Bei den illegalen Drogen liegt das Lebenszeitrisiko, eine eindeutige Abhängigkeitsstörung auszuentwickeln, bei Cannabis bei 1,3%, bei Kokain bei 0,2% und bei Amphetaminen bei 0,1%. Bezüglich der legalen Droge Alkohol schreiben Schätzungen 3%-6% der erwachsenen Bevölkerung eine Alkoholabhängigkeit bzw. einen Alkoholmissbrauch zu. Weitere 12% weisen einen riskanten Alkoholkonsum auf. Von dieser in Deutschland am weitesten verbreiteten Suchtform sind Männer mehr als doppelt so häufig betroffen als Frauen.
  • Hinweise auf die Häufigkeit eines schädlichen Gebrauchs geben die Zahlen zum Konsum illegaler Substanzen. Mehr als jeder Vierte (26,7%) konsumiert in Deutschland mindestens einmal eine illegale Droge (Männer 31,1%, Frauen 22,1%). Mit Abstand am häufigsten ist dies Cannabis mit 25,6% (Männer 30,3%, Frauen 20,8%), andere Drogen machen lediglich 7,4% aus (Behrendt, Backmund, & Reimer, 2013).



sdTherapiebausteine

  • Eine Vielzahl von Studien konnte nachweisen, dass unterschiedlichen Abhängigkeitserkrankungen mit einer Verhaltenstherapie gut behandelbar sind und eine dauerhafte Abstinenz erreicht werden kann. In unserer Praxis erkennen wir den meist sehr heterogenen Charakter einer Abhängigkeitserkrankung mit ihren unterschiedlichen Folgen (somatischer/psychische/sozialer Art) an, dem wir mit einer individuell angepassten Hilfestruktur und Einbindung in ein Unterstützungsnetzwerk (z. B. stationärer Entzug, Kooperation mit diversen Fachärzten, Selbsthilfegruppen) begegnen möchten.
  • Zu Beginn erfolgt die Anamnese des Krankheitsverlaufs, eine detaillierte Exploration der Symptomatik und die Identifikation möglicher auslösender und aufrechterhaltender Faktoren. Hieraus abgeleitet wird ein individuelles Störungsmodell erarbeitet und störungsspezifisches Wissen vermittelt.
  • Da häufig die Veränderungsmotivation der Betroffenen schwach ausgeprägt ist oder schwankt, steht der Aufbau einer festen Abstinenzmotivation in einer Frühphase der Therapie im Vordergrund (z. B. mit Hilfe der Motivationalen Gesprächsführung). Hierzu werden - insbesondere in schwereren Fällen - zunächst Entzugsbehandlungen in einem stationären Setting mit den Patienten geplant sowie der Besuch von Selbsthilfegruppen empfohlen. Erst bei einer "stabilen" Abstinenz kann eine längere psychotherapeutische Behandlung in ambulanter Form durchgeführt werden.
  • Da die Suchterkrankung häufig mit Scham- und Schuldgefühlen einhergeht, ist der Abbau dieser bei gleichzeitiger Etablierung einer Krankheitsakzeptanz ein weiterer wichtiger Baustein.
  • Gemeinsame Therapiegespräche mit Angehörigen ("Co-Abhängige"), um diese zu entlasten, einen gemeinsame Rehabilitationsplan zu entwerfen, unausgesprochenes Leid zu thematisieren und schließlich eine dauerhafte soziale Unterstützung zu etablieren.
  • Aufbau einer adäquaten Tagesstruktur und positiver Aktivitäten unter Berücksichtigung der individuellen Ressourcen, mit dem Ziel einer positiven Verstärkerbilanz mithilfe von ressourcenorientierten Techniken, Verstärkerlisten und Wochenplänen.
  • Veränderung der dysfunktionalen Grundannahmen (bezüglich der eigenen Person, der Umwelt sowie der Zukunft) mittels kognitiver Umstrukturierung/sokratischem Dialog.

  • Da suchtartiger Konsum in vielen Fällen als Vermeidung einer Auseinandersetzung mit dem eigenen emotionalen Erleben angesehen werden kann, kann ein emotionsaktivierendes Arbeiten zur besseren Identifikation und Regulation diverser Emotionen sinnvoll sein (via Selbstbeobachtung, Arbeit mit dem leeren Stuhl, Focusing, Imaginationsübungen). Ergänzt werden kann dies durch den Einbezug von Entspannungs- und Achtsamkeitsverfahren.


Anmerkung: Bei den Darstellungen der Störungsbilder handelt es sich um Kurzbeschreibungen, die lediglich einen ersten Eindruck vermitteln sollen und der Komplexität der jeweiligen psychischen Störung sicherlich nicht ganz gerecht werden kann. Bei weiterem Interesse verweisen wir daher auf detailliertere Ausführungen, bspw. auf der Seite des "Aktionsbündnis Seelische Gesundheit". Genaue Diagnosekriterien in Form der ICD-10 finden Sie hier. Zudem möchten wir nachdrücklich die Empfehlung aussprechen, bei einer Identifikation mit der beschriebenen Symptomatik möglichst zeitnah einen Arzt oder Psychologischen Psychotherapeuten aufzusuchen, der eine Diagnose stellen, Sie beraten und Ihnen eine passende Behandlung zukommen lassen kann. Sollten Sie weitere Fragen haben, nutzen Sie gerne unser Kontaktformular.